Akuter Durchfall
Durchfall beim Hund ist einer der häufigsten Konsultationsgründe in der Kleintierpraxis.
Unter Durchfall versteht man die Vermehrung der Menge, des Wassergehaltes und der Häufigkeit des Absatzes des
Kotes mit oder ohne Störung der Darmmotilität.
Normalerweise passiert der Nahrungsbrei innerhalb von 8-10 Stunden den Duenndarm, dabei werden 80 %
des Wassers aus dem Nahrungsbrei in den Koerper aufgenommen. Auch im Dickdarm und Enddarm wird weiter Wasser resorbiert
und so die Festigung des Kotes erreicht.
Bei Störungen dieses Verdauungsprozesses kommt es zu einer beschleunigten Darmperistaltik und
somit zu einer verkürzten Verdauungszeit. Dabei kann nur wenig Wasser aufgenommen werden. Durch Störungen
der Darmzotten kann es auch zu einer zusätzlichen Ausscheidung von Flüssigkeit kommen.
Durchfall kann folgende Ursachen haben:
1. verminderte Resorption im Dünn- oder Dickdarm bzw. im gesamten Darm.
2. erhöhte Sekretion besonders im Dünndarm.
3. Motilitätsstörungen des Darm.
1. VERMINDERTE Resorption
Zum Beispiel nicht entzündliche Durchfälle.
Es kommt zu einem Überangebot an löslichen, resorbierbaren und nicht resorbierbaren Substanzen und Abbauprodukten
im Darm. Diese sind osmotisch aktiv, d.h. sie ziehen Flüssigkeit an.
Besonders aktiv sind beispielsweise Kohlenhydrate, die im Darm unter dem Einfluss von Bakterien zu Fettsäuren
abgebaut werden, die wiederum sehr viel Wasser binden.
2. ERHÖHTE Sekretion
Diese Durchfälle treten auf, wenn vermehrt Wasser und Elektrolyte aus dem Blut in den Darm gelangen. Dies
geschieht in der Regel durch eine direkte Schädigung der Darmschleimhaut. Dies geschieht durch Infektionen mit
Bakterien oder Viren. Es gibt zum Beispiel Viren (z.B. Coronaviren), die die Zottenspitzen, wo Nahrung resorbiert
wird, schädigen. Aber die Stellen (Krypten) wo Verdauungssäfte in den Darm gegeben werden bleiben unversehrt,
d. h. es wird weiterhin Flüssigkeit unversehrt in den Darm abgegeben, aber nichts zurückgewonnen.
Eine weitere Ursache für erhöhte Sekretion können auch lymphatisch-venöse Abflußstörungen
sein. Hierbei wird Lymphe oder Blut in den Gefäßen zurückgestaut, was wiederum zur Folge hat, dass
Flüssigkeit vermehrt in den Darm zurückgedrückt wird. Dies führt in der Regel zu chronischen
Durchfällen.
3. Motilitätsstörungen
Hierbei handelt es sich um Folgen der Entzündungsreaktion, die dann einen bestehenden Durchfall
verschlimmern kann. Eine erhöhte Peristaltik führt zu Durchfällen. Allerdings treten auch Durchfälle
auf bei Darmlähmungen. Man vermutet, daß der Durchfall hierbei durch die längere Verweildauer des
Darminhaltes im Darm und damit durch die längere Einwirkungsmöglichkeit der Darmbakterien sowie die fehlende
Segmentierung des Darmes entsteht.
4. Akut oder Chronisch?
Als Richtwert für den chronischen Durchfall kann eine Erkrankungsdauer von über 2-3 Wochen
angegeben werden. Hier wird zunächst der akute Durchfall abgehandelt.
Der akute Durchfall ist im Gegensatz
zum chronischen Durchfall oftmals selbstlimitierend und bedarf in der Regel keiner aufwendigen speziellen Diagnostik.
Wenn der Durchfall länger als 1-2 Tage andauert (beim Welpen höchstens 5-6 Stunden !!!) sollte
auf jeden Fall der Tierarzt aufgesucht werden!
Er sollte nämlich eine
-eine klinische Allgemeinuntersuchung
-evtl. eine parasitologische Kotuntersuchung
-evtl. ein Blutbild und weitere Blutparameter bei Verdacht
-ggf. eine virologische/bakteriologische Untersuchung
durchführen.
5. Auslöser akuter Durchfälle
I. Viren und Leptospiren
II. Bakterien
III. Parasiten
IV. Stoffwechselerkrankungen, Medikamente, Vergiftungen
V. Diätfehler bzw.
Fütterunverträglichkeiten
VI. Hämorrhagische Gastroenteritis (Blutige Magen-Darmentzündung)
I. Viren u. Leptospiren
a) Parvoviren
Der Vorbericht des Tierbesitzers ermöglicht es dem Tierarzt den Verdacht zu äußern.
Es erkranken v.a. junge Hunde unter einem Jahr. Zwischen dem 2. und 5. Tag treten massive Blutbildveränderungen
auf. Der sichere Nachweis gelingt jedoch erst durch den Virusnachweis im Kot in den ersten Tagen der Infektion.
b) Coronaviren
Es erkranken vor allem Welpen. Der Verlauf ist jedoch leichter als bei der Parvovirusinfektion.
Der Nachweis erfolgt durch Kotuntersuchung im Labor. Es ist meistens jedoch nicht nötig, da sich die Hunde
unter einer begonnenen Therapie schnell erholen und die Sterblichkeit sehr gering ist.
c) Staupeviren und Leptospiren
Beide Erkrankungen gehen mit Durchfall einher, gleichzeitig dominieren jedoch weitere Symptome (Staupe: Atemprobleme,
Neurologische Symptome; Leptospirose: Niereninsuffizienz,
Ikterus, selten zentralnervöse Störungen). Ein Virusnachweis in den Sekreten ist bei Staupe möglich,
bei Leptospirose erfolgt die Diagnose anhand des Antikörpertiteranstieges im Blut.
II. Bakterien
a) Salmonellen
Die Salmonellose kann in der Regel klinisch nicht festgestellt werden,
da bedarf es des Labornachweises. Die Infektion verläuft meistens stumm als Magen-Darm Infektion, oder als Darminfektion
mit anschließender
Organbeteiligung.
Ein positiver Nachweis von Salmonellen muß nicht mit einer Erkrankung zusammenhängen
( bis zu 35% der Hunde können Salmonellen ausscheiden, ohne Erkrankungsanzeichen zu zeigen). Ein negativer Befund schließt
jedoch auch nicht einen Salmonellose aus. Beweis ist lediglich ein kultureller Nachweis aus Organen, Lymphknoten,
Blut etc.
b) Clostridium perfringens
Clostridium bildet Darmgifte. Diese sind in der Regel für Enteritiden
verantwortlich. Zumeist stehen jedoch chronische Infektionen und ein Dickdarmdurchfall im Vordergrund. Der kulturelle
Nachweis von Clostridien ist bezüglich seiner Aussagekraft fraglich, da Clostridien auch von gesunden Hunden
isoliert werden. Lediglich bei Anwesenheit von Clostridiensporen kann ein bakteriell bedingter Durchfall diagnostiziert
werden.
c) E. coli und Campylobacter jejuni
E. coli ist wie beim Menschen physiologischer Darmbewohner. Es kann
nicht zwischen bestimmten krankmachenden und nicht krankmachenden Unterarten unterschieden werden. Insofern ist
die Bedeutung von E. coli beim Durchfall des Hundes noch nicht geklärt.
Auch Campylobacter jejuni wird oftmals
aus dem Kot von Hunden mit oder ohne Durchfall isoliert, eine abschließende Beurteilung der Bedeutung ist auch
hier noch nicht möglich.
III. Akuter Durchfall durch Parasiten
Bedeutend sind vor allem:
a) Helminthen (Würmer): Askariden und Ankylostomiden, Trichuris
b) Protozoen
(Einzeller): Kokzidien (Isospora spp.), Giardien
Akute Enteritiden durch Spul- und Hakenwürmer bei Welpen sind weit verbreitet und gut bekannt. Auch Kokzidien
können vor allem bei Jungtieren akute, teilweise schwere Dünndarmdurchfälle hervorrufen. (Trichuris
und Giardien verursachen meist chronische Erkrankungen, so daß diese auch dort besprochen werden.)
Der wichtigste Test zum Nachweis von Parasiten ist das Flotationsverfahren, das sich zum Nachweis von Helminthen
und Kokzidien, nicht jedoch zum Nachweis von Giardien eignet. Inzwischen kann bei fast jedem Tierarzt der Nachweis
von Wurminfektionen durchgeführt werden.
IV. Akuter Durchfall: Stoffwechselerkrankungen, Medikamente, Vergiftungen
Nicht zu vergessen sind Durchfallerkrankungen, denen andere Ursachen zugrunde liegen. Dazu gehören beispielsweise:
a) Stoffwechselerkrankungen, z. B. Urämie (Harnvergiftung)
b) Medikamente z. B. nichtsteroidale Antiphlogistika
c) Vergiftungen, z.B. Thallium-Vergiftung
Die Diagnose erfolgt vor allem anhand der Beobachtung der Tierbesitzer und der klinischen Untersuchung
V. Akuter Durchfall aufgrund von Diätfehlern, Futterunverträglichkeiten
Diätfehler und Futterunverträglichkeiten sind sicherlich die häufigste Ursache der akuten unkomplizierten
Gastroenteritiden.
Ursächlich kommen in Frage:
- -Aufnahme von
~ zu viel Futter
~ zu vielen Kohlenhydraten
- plötzlicher Futterwechsel (Sowohl Bauchspeicheldrüsenenzyme als auch die Bürstensaum(Darm-)enzyme
benötigen eine Weile, um sich einem neuen Bedarf anzupassen.)
- zu fettreiches Futter
- verdorbenes Futter u. ä.
- Die Diagnose eines diätetisch bedingten Durchfalls wird in der Regel nur anhand der Beobachtungen des Tierbesitzer
in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt, sowie durch Ausschluß anderer Ursachen möglich sein. Und sie wird
gesichert durch ein Ansprechen auf die Therapie.
- Diättehler sind nach wie vor die häufigste Ursachevon akuten unkomplizierten
Magen-Darmentzündungen (=Gastroenteritiden) beim Hund.
VI. Akuter Durchfall hämorrhagische Gastroenteritis (blutige Magen-Darmentzündung)
Eine spezielle Erkrankung, die mit akutem Durchfall einhergeht, ist die hämorrhagische Gastroenteritis. Sie
betrifft vor allem Zwergrassen und kleine Rassen und hier v. a. einzeln gehaltene. gut umsorgte Hunde im Alter von
2-4 Jahren. Die Entstehung ist unbekannt. In Analogie zu einer entsprechenden Erkrankung beim Menschen wird eine überempfindliche
Reaktion auf noch nicht identifizierte Gifte diskutiert.
Die Erkrankung setzt schlagartig mit schweren blutigen Durchfällen ein, und es kommt zu einer schnellen Verschlechterung
des Allgemeinbefindens. Es stellen sich starker Wasserverlust, Austrocknen
und Blutmangel ein, es kann schnell zum Kreislaufschock kommen. Die Diagnose der hämorrhagischen Erkrankung
erfolgt anhand der Beobachtungen der Tierbesitzer und Untersuchungen des Tierarztes (-Zwergrassen (im Gegensatz zur
Parvovirose: junge Hunde) ;-einzeln gut gehaltene Tiere zwischen 2 und 4 Jahren), der klinischen Befunde und der
hochgradigen Blutkonzentration bei negativem Parvovirusnachweis.
Behandlung:
Es ist entscheidend der Ursache bei längeren Durchfallerkrankungen auf den Grund zu gehen.
Im Zusammenhang mit der tierärztlichen Therapie ist eine Diät als wichtigste Behandlungsbegleitmassnahme
bei allen Durchfallerkrankungen erforderlich. Abhängig von der Art und der Ursache des Durchfalles sind unterschiedliche
Diäten notwendig. Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten. Als "Erste Hilfe Massnahme" kann folgendes versucht
werden:
1. Die Diätbehandlung beginnt mit mindestens 24-stuendigem absolutem Hungern (Wasser sollte auf jeden Fall
angeboten werden!).
Dieser Nahrungsentzug ist dringend erforderlich, um den Darmzotten Zeit zur Regeneration zu geben. Jede Fütterung
in dieser Zeit führt zu weiteren Darmstörungen und verlängert die Genesungszeit. In dieser Zeit darf
nur abgekochtes Wasser oder Tee (am besten Kamillentee) in kleinen Mengen angeboten werden.
2. Nach der Fastenzeit wird langsam und in mehreren kleinen Mengen angefüttert. Die besten Erfolge erreichen
Sie mit speziellen Diätfuttermitteln.
Die Sie beim Tierarzt bekommen. Zur Vorsorge vor weiteren Magen-Darmerkrankungen können bei empfindlichen Tieren
magen-darmschonende Futtermittel eingesetzt werden:
Wichtig ist bei einer Diät-Kombination zu bleiben, ein Wechsel der Diät belastet den Darm erneut.
5 - 8 kleine Mahlzeiten entlasten den Darm weiterhin. Diese Diät wird mindestens drei Tage oder bis zur deutlichen
Besserung der Kotkonsistenz durchgeführt.
Es gibt aber selbstverständlich auch eine Reihe von sehr guten kommerziellen Diätfuttermitteln, die den
Vorteil haben, dass sie ausgewogen sind- und Sie nicht kochen müssen.
Sollte diese Behandlung nicht innerhalb von 1-2 Tagen helfen, oder wenn Ihr Tier erbricht, oder keine Flüssigkeit
mehr zu sich nimmt, dann sollten Sie unbedingt erneut einen Tierarzt aufsuchen!!!
In Ihrer Tierarztpraxis berät man Sie gerne über die Therapiemöglichkeiten und weitergehende Untersuchungen
bei Durchfall. Hilfsmittel finden Sie ebenfalls im www.tiershop.de .
Diese ersetzen nicht den Tierarztbesuch!!
Quelle: www.tiershop.de